Null CO2 ist keine Utopie

Veröffentlicht am 31.07.2023
Dieses Wissen wurde gestiftet von:
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.
Kuratiert von Dr. Anna Braune

Um alle Akteure bei der Realisierung ihrer Klimaschutzmaßnahmen praktisch zu unterstützen, stellt die DGNB Instrumente bereit, mit denen die CO2-Bilanz als Zustandsermittlung des Gebäudebetriebs berechnet werden kann.

CO2-Bilanzierungsrechner

Der DGNB-CO2-Rechner hilft Ihnen nicht nur, die CO2-Bilanz zu berechnen. Das Tool unterstützt Sie auch bei der Darstellung des gebäudeindividuellen Klimaschutzfahrplans und der jährlichen Überprüfung der CO2-Bilanz. Außerdem kann das Instrument im Rahmen der DGNB Zertifizierung für Gebäude im Betrieb verwendet werden, um die entsprechenden Nachweise für eine CO2-Bilanz zu erbringen. Die Benutzung des Tools ist kostenlos.

Wie Sie den Rechner anwenden, lesen Sie hier.

Hintergrundwissen

Gebäude und der Bausektor verbrauchen global mehr als ein Drittel der gesamten Endenergie und sind damit für fast 40 Prozent aller energie- und prozessbasierten CO2-Emissionen verantwortlich. Gleichzeitig wird prognostiziert, dass der Gebäudebestand sich bis zum Jahr 2050 gegenüber heute verdoppeln wird (International Energy Agency IEA, 2019 Global Status Report for Buildings and Construction, 2019).

„Wir brauchen die Zielgröße CO2 für unsere Planungen und Bewertungen, denn die Welt hat kein Energie-, sondern ein Emissionsproblem“


Bilanzierung der Treibhausgasemissionen des Bilanzrahmens „Betrieb“. Bildquelle: DGNB Rahmenwerk für klimaneutrale Gebäude und Standorte

Um den Wandel des globalen Klimas auf ein noch verträgliches Maß einzudämmen, sind wir aufgefordert, einerseits massive Reduktionen der aktuellen CO2-Emissionen zu erreichen. Andererseits müssen wir alle kommenden Aktivitäten, auch das Bauen, Umbauen, Sanieren und Betreiben von Gebäuden, mindestens an den im Paris-Abkommen vertraglich vereinbarten Klimaschutzzielen orientieren.

Neue Zielgröße: die CO2-Emissionen

Deshalb gilt: Wenn die CO2-Emissionen reduziert und Grenzwerte, die sich von wissenschaftlichen Erkenntnissen ableiten lassen, eingehalten werden sollen, müssen die Anforderungen an Gebäudeneubau und -sanierung auf ebendiese ausgerichtet sein. Daher sollte nicht länger der Primärenergiebedarf eines Gebäudes der Maßstab sein, wie es das Gebäudeenergiegesetz (GEG) vorgibt. Diese Denk- und Rechenweise resultiert noch aus Zeiten der Ölkrise der 1970er Jahre, als es vor allem darum ging, effizienter zu werden. Heute geht es um viel mehr als Energieeffizienz. Es geht um Klimaschutz, was konsequenterweise eine andere Zielgröße erfordert: die CO2-Emissionen. Nur so erhalten wir die planerischen und gestalterischen Freiräume für die richtigen, sinnvollen Konzepte und die erforderlichen Innovationen.

Nutzerenergie bei der Planung berücksichtigen

Dass ein energetisch optimiertes Bürogebäude mit umfassender IT-Infrastruktur höhere CO2-Emissionen aus Nutzeranwendungen aufweist als aus dem übrigen Gebäudebetrieb (Heizen, Kühlen, Warmwasser), ist keine Seltenheit. Diese internen Prozesse und Ausstattungen gehören konsequenterweise in das Gesamtsystem Gebäude und sollten nicht getrennt geplant, optimiert oder betrieben werden. Wird nur ein Teil der Energieströme und der resultierenden CO2-Emissionen betrachtet, kann die Versorgung mit CO2-freier Energie nicht sichergestellt werden und konsequenterweise nicht von „CO2-Neutralität“ gesprochen werden. Aus diesem Grund muss die Nutzerenergie bei der klimaschutzorientierten Planung von Gebäuden berücksichtigt werden.

CO2-Emissionen auf der Zeitachse

Alle Prozesse, bei denen Energie aus fossilen Brennstoffen eingesetzt wird, erzeugen Treibhausgase. Das relevanteste Treibhausgas ist mit über 80 Prozent Anteil an den globalen Emissionsmengen das klimaschädliche CO2. Je nachdem, welcher Energieträger und welche Energieform zum Einsatz kommt, variiert die Menge an CO2, die bei der Erzeugung und Nutzung verursacht wird. Dies bedeutet, dass ein Gebäude rechnerisch nur über eine Bilanzierung auf der Zeitachse klimaneutral werden bzw. sein kann – und zwar über die Gegenüberstellung von jener Menge an CO2-Emissionen, die durch die Nutzung selbst verursacht wird, und jener, die über gebäudenah erzeugte und exportierte CO2-freie Energie bei anderen Nutzern vermieden wird. Für den Betrieb von Gebäuden ist der Betrachtungszeitraum als ein Kalenderjahr definiert.

Fazit

Null CO2 ist keine Utopie. Eine aussagefähige CO2-Bilanzierung für Immobilien ist möglich. Und damit eine Basis, die konkreten Handlungsbedarfe auf dem Weg zur Klimaneutralität zu ermitteln. Im Zusammenspiel mit einem gebäudeindividuellen Klimaschutzfahrplan und der jährlichen Überprüfung der CO2-Bilanz bildet sich eine solide Entscheidungsgrundlage heraus, um Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit optimal zusammenzubringen.

Weiterführende Informationen:

Klimapositiv: Jetzt!
Die Publikation "Klimapositiv: Jetzt!" zeigt auf, wie jedes Gebäude einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, und gibt Hilfestellung, um eine pragmatische und praxisorientierte Umsetzung zu ermöglichen. Dabei werden nähere Hintergründe aufgezeigt, warum der Bau- und Immobiliensektor eine zentrale Rolle beim Klimaschutz spielt und warum es einen Paradigmenwechsel im Umgang mit unseren Gebäuden braucht. Außerdem werden Handlungsfelder benannt, die wesentlichen Einfluss darauf haben, dass Gebäude klimaneutral werden. Stand: 5. März 2020
DGNB Rahmenwerk für klimaneutrale Gebäude und Standorte
Im Rahmenwerk hat die DGNB ihre Definition von Klimaneutralität sowie die dazugehörigen Erläuterungen bzgl. Vorgehensweisen zusammengestellt. Zielsetzung ist es, Klarheit am Markt zu schaffen und alle beteiligten Akteure aufzuklären hinsichtlich effektiver Optimierungsansätze zur CO2-Reduktion ihrer Immobilien. Im Rahmenwerk werden unter anderem die Regeln zur CO2-Bilanzierung von Gebäuden und Standorten beschrieben. Es dient zudem als Grundlage zur Entwicklung von gebäudespezifischen Klimaschutzstrategien. Zusätzlich werden Anforderungen und Möglichkeiten zur CO2-Berichterstattung sowie zur Qualitätssicherung vorgestellt. Stand: 24. März 2020
Leitfaden: Ihr Weg zum klimaneutralen Gebäude
Um alle Akteure aktiv dabei zu unterstützen ins Handeln zu kommen und ihre Gebäude klimaneutral zu bauen und zu betreiben, entwickelt die DGNB einen praxisorientierten Leitfaden. In zwölf Schritten erklärt er ganz konkret, von der CO2-Bilanzierung über die Erstellung eines Klimaschutzplans bis zur Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen, wie es gelingen kann. Stand: 1. Juni 2020

Dieses Wissen wurde gestiftet von:

Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.
2007 gegründet, ist die DGNB heute mit über 2.000 Mitgliedsorganisationen Europas größtes Netzwerk für nachhaltiges Bauen. Ziel des Vereins ist es, Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu fördern und im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu verankern. Mit dem DGNB Zertifizierungssystem hat die unabhängige Non-Profit-Organisation ein Planungs- und Optimierungstool zur Bewertung nachhaltiger Gebäude, Innenräume und Quartiere entwickelt, das dabei hilft, die reale Nachhaltigkeit in Bauprojekten zu erhöhen. Dabei fußt das DGNB System auf einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis, das die Umwelt, den Menschen und die Wirtschaftlichkeit gleichermaßen einbezieht. Über die Fort- und Weiterbildungsplattform DGNB Akademie wurden zudem bereits rund 8.000 Personen in 45 Ländern zu Experten für nachhaltiges Bauen qualifiziert.

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Redaktion Wissensbaustein:
Henny Müller, Susanne Tamborini-Liebenberg