Bio-Vielfalt richtig fördern

Veröffentlicht am 21.07.2023
Dieses Wissen wurde gestiftet von:
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.
Kuratiert von Dr. Anna Braune

Wer nicht bebaute Flächen unbedacht kultiviert oder nutzbar macht, kann großen Schaden anrichten. Größte Vorsicht ist insbesondere beim Anpflanzen invasiver Pflanzen geboten. Invasive Pflanzenarten bedrohen die globale Artenvielfalt. Die absichtliche Einfuhr und das unbeabsichtigte Einschleppen invasiver Arten werden weltweit nach der Zerstörung von Lebensräumen als die zweitgrößte Gefährdungsursache für die biologische Vielfalt gesehen.

Hier finden Sie eine Liste an Pflanzen, die nicht oder nur unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen in Deutschland kultiviert werden sollten:

Hintergrundwissen

„Burning down the house“ – unter diesem drastischen Motto macht Frau Dr. Frauke Fischer, Biodiversitätsexpertin und Buchautorin deutlich, warum wir über biologische Vielfalt sprechen müssen. Biodiversität ist der größte Wirtschaftsfaktor weltweit. Wirtschaftssysteme und Gesellschaften kollabieren ohne diese Vielfalt. Dadurch ist die existenzielle Grundlage für das menschliche Leben gefährdet. Dieser Verlust ist irreversibel (vgl. BMU 2007). Um dem entgegenzuwirken, wurden bereits 1992 auf der UN-Konferenz in Rio de Janeiro internationale Ziele zum Erhalt und zur Steigerung der Biodiversität beschlossen, die auf lokaler Ebene umgesetzt werden sollen (vgl. UN 1992).

Tipp

Erwerben Sie Kenntnisse über heimische Pflanzenarten, die vorzugsweise zu wählen sind. Das ist ein wichtiger Schritt für den Erhalt der lebensnotwendigen Biodiversität. Aber Architekten und Planer haben noch mehr Handlungsoptionen.

Praktische Umsetzungsmöglichkeiten

Welche Handlungsoptionen haben Architekten und Planer vor Ort, um die Artenvielfalt zu fördern? Vorschläge von Frau Dr. Frauke Fischer, Biodiversitätsexpertin und Buchautorin.

Impuls von Dr. Frauke Fischer zum Thema Biodiversität jetzt auf YouTube ansehen.

Ökologische Dichte – privat und öffentlich

Der sorgsame Umgang mit der Natur durch die Berücksichtigung der Biodiversität auf dem lokalen Baugrundstück erzeugt ein positives Image sowohl extern beim Kunden und bei Besuchern, als auch intern bei Mitarbeitern. Das Wohlbefinden wird durch den Aufenthalt in gesunder und natürlicher Umgebung nachweislich gestärkt, wodurch positive gesundheitliche Effekte erzielt werden.
Auch im städtischen Kontext kann die Biodiversität durch entsprechende Maßnahmen so erhalten oder gefördert werden, dass im Lebensraum Stadt sogar eine vergleichsweise höhere Artenvielfalt erzielt werden kann als z.B. in eher monostrukturierten landschaftlichen oder ländlichen Bereichen mit diesbezüglich wenig wertvollen Ackerflächen. Im Sinne einer ökologisch qualifizierten Dichte können gerade auch mit der Integration von Landschaft und Architektur ein wertvoller Beitrag zur Förderung der biologischen Vielfalt geleistet werden.

Vorbereitende Planung

Neben der Vermeidung von invasiven Pflanzenarten sollten die folgenden Handlungsfelder auf ihre Umsetzbarkeit geprüft bzw. in die Planung integriert werden:

  • Schaffung einer größtmöglichen Biotopflächenqualität durch Vermeidung von versiegelten oder teilversiegelten Flächen
  • Schaffung oder Erhalt von Vegetationsflächen mit Bodenanschluss
  • Integration von extensiver Dachbegrünung und/oder einer Vertikalbegrünung bis maximal 10m Höhe von Außenwänden und Mauern.

Biotope schaffen, vernetzen und warten

Gezielte Maßnahmen zur aktiven Ansiedlung neuer und heimischer Tierarten im Rahmen des Bauprojekts auf dem Grundstück des Bauvorhabens oder in seiner unmittelbaren Nähe im Rahmen der Baumaßnahme:

  • Maßnahmen zur aktiven Ansiedlung neuer und heimischer Tierarten direkt am Gebäude (z.B. Nistkästen, Bienenstöcke, Vogelschutzglas etc.)
  • Maßnahmen zur Biotopvernetzung um umgebende Biotope zu verbinden und/oder Bewegungen von Tieren zu ermöglichen
  • Die Außenfläche wird zur Erhaltung des funktionsfähigen Zustandes und der ökologischen Qualität im Rahmen einer Unterhaltung und Wartung gepflegt und mindestens jährlich kontrolliert

Fazit

Auf lokaler Ebene ist vieles möglich. Idealerweise geht die Erstellung und Umsetzung einer umfassenden und langfristigen Biodiversitätsstrategie für das Gebäude und seine unmittelbare Umgebung über die im Bebauungsplan oder der Baugenehmigung vorgeschriebenen Maßnahmen hinaus. Und berücksichtigt die zukünftige Standortentwicklung dabei gleich mit.

Weiterführende Informationen:

Biodiversität am Standort
Lesen Sie hier mehr zu dem DGNB Kriterium
WISIA
Artenschutzdatenbank des Bundesamt für Naturschutz (www.wisia.de, 4.02.2019)
Wettbewerb Bundeshauptstadt im Naturschutz
www.duh.de/uploads/tx_duhdownloads/Dokumentation_Naturschutzkommune.pdf, 4.02.2019
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin BFF-Biotopflächenfaktorn
www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/landschaftsplanung/bff/de/bff_berechnung.shtml, 4.02.2019
Landesbund für Vogelschutz
https://www.lbv-muenchen.de/unsere-themen/artenschutz-an-gebaeuden/download-broschueren.html, 4.02.2019
Unternehmen Biologische Vielfalt 2020
leben.natur.vielfalt. Das Bundesprogramm
Portraits wichtiger invasiver und potenziell invasiver Gefäßpflanzen
Stand: 8.07.2020
Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung (Unionsliste)
Stand: 8.07.2020

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Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
2007 gegründet, ist die DGNB heute mit über 2.000 Mitgliedsorganisationen Europas größtes Netzwerk für nachhaltiges Bauen. Ziel des Vereins ist es, Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu fördern und im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu verankern. Mit dem DGNB Zertifizierungssystem hat die unabhängige Non-Profit-Organisation ein Planungs- und Optimierungstool zur Bewertung nachhaltiger Gebäude, Innenräume und Quartiere entwickelt, das dabei hilft, die reale Nachhaltigkeit in Bauprojekten zu erhöhen. Dabei fußt das DGNB System auf einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis, das die Umwelt, den Menschen und die Wirtschaftlichkeit gleichermaßen einbezieht. Über die Fort- und Weiterbildungsplattform DGNB Akademie wurden zudem bereits rund 8.000 Personen in 45 Ländern zu Experten für nachhaltiges Bauen qualifiziert.

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