Rückbau nachhaltig gestalten

Veröffentlicht am 27.06.2023
Dieses Wissen wurde gestiftet von:
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.
Kuratiert von Dr. Anna Braune

Nachhaltiger Rückbau fängt mit einer sorgfältigen Planung an! Immerhin geht mittlerweile einem Großteil bei Neubau- oder Sanierungsmaßnahmen ein Rückbau voraus. Nachhaltiger Rückbau ist sinnvollerweise von Anfang an in die Gesamtplanung der Baumaßnahme integriert. Ein systematisches Vorgehen anhand einer Checkliste erleichtert Ihnen das Vorgehen.

Hintergrundwissen

Was macht den Rückbau zum Nachhaltigen Rückbau?

Nachhaltige Rückbaumaßnahmen verfolgen gleich mehrere Ziele: Sie erhöhen die Wertigkeit der Bausubstanz, tragen zu ihrem Schutz bei und bringen eine Wertschätzung gegenüber den Materialien zum Ausdruck. Eine frühzeitige systematische Rückbauplanung spart jedoch nicht nur Ressourcen, sondern auch Kosten und wertvolle Zeit.
Bis hin zur Optimierung der Stoffströme und dem Ausbau der Logistik- und Infrastrukturprozesse muss Transparenz geschaffen und Wissen generiert werden, welches dann Planern und Entscheidern auf allen Ebenen, auch auf kommunaler, zur Verfügung steht. Eine wirklich zirkuläre Bau- und Immobilienwirtschaft kann nur entstehen, wenn wir auch den Kreis der Wissensträger schließen. Je effizienter eine Nachhaltige Rückbaumaßnahme durchgeführt wird, desto effektiver werden Stoffströme geschlossen. Ganz im Sinn einer zirkulären Bau- und Immobilienwirtschaft.

Die fünf Grundprinzipien des Nachhaltigen Gebäuderückbaus

Folgende Maßnahmen tragen zum Werterhalt der Ressourcen im Sinne der Kreislaufwirtschaft bei:

Prozesse verbessern und ausbauen

  • Bestehende Rückbauprozesse verbessern und erweitern.
  • Da die Prozesse entscheidend sind für die Optimierung des Rückbaus insgesamt, legt das DGNB System hier einen klaren Fokus.

Transparenz schaffen

  • über die beim Rückbau anfallenden Massen und Transportwege,
  • Kosten und Risiken des Rückbaus und
  • die Werte der Ressourcen, die am Ende des Lebenszyklus noch vorhanden sind.
  • Dieses Wissen muss Planern und Entscheidern gerade auf kommunaler Ebene zur Verfügung gestellt werden.
Quelle: DGNB e.V.

Gefahrstoffe identifizieren und angemessen beseitigen

  • Werden Gefahrstoffe separiert, können die verbleibenden Stoffströme im Kreislauf gehalten werden.
  • Ziel ist nicht eine Wiederverwendung um jeden Preis, sondern eine möglichst hohe sortenreine Trennung.

Verwertung und Entsorgung optimieren

  • Verwertungs- und Entsorgungswege optimieren,
  • Wiederverwendung oder Verwertung vor Ort anstreben,
  • sortenreine Trennung auf der Baustelle.

Menschen im Fokus

  • Eine besondere Relevanz kommt dem Umgang mit den Beteiligten zu.
  • Das Thema Sicherheit spielt eine wichtige Rolle.
  • Eine proaktive Kommunikation sowohl mit den Mitarbeitern als auch mit den Anwohnern ermöglicht einen reibungslosen Ablauf und beugt Konflikten vor.

Komplexe Thematik

Eine der elementaren Herausforderungen für die Umsetzung einer zirkulären Bau- und Immobilienwirtschaft liegt in deren Vielschichtigkeit. Sie umfasst eine Vielzahl an Detailthemen und schließt zahlreiche Akteure mit ein, die z. T. bislang wenig miteinander zu tun hatten. Hinzu kommen die langen Nutzungszeiten bei sich ständig wandelnden Rahmenbedingungen durch Nutzerwechsel, städtebauliche und gesellschaftliche Veränderungen. All das zeigt: Bauen und Gebäude sind komplex.

„Es bedarf eines systematischen Blicks auf die Planung von Rückbaumaßnahmen“

Ganzheitliche Betrachtung

Das heißt auch: Wir brauchen eine ganzheitliche Betrachtung. Dabei müssen in der gesamten Wertschöpfungskette an den richtigen Stellen die entscheidenden Impulse gesetzt werden. Andernfalls wird die notwendige Transformation nicht gelingen.

Fazit

Einer dieser wichtigen Impulse ist es, den Fokus auf die Themen des heutigen Rückbaus und den damit zusammenhängenden rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu lenken.
Eine wirklich zirkuläre Bau- und Immobilienwirtschaft kann nur entstehen, wenn wir auch den Kreis der Wissensträger schließen. Wir müssen die bisherigen Grenzen, die aus zeitlichen oder interessenbedingten Differenzen resultieren, auflösen und das relevante Wissen allen Beteiligten zur Verfügung stellen. Das kann funktionieren, wenn alle Beteiligten offen dafür sind, den Austausch anzunehmen und gegenseitig voneinander zu lernen.

Dieses Wissen wurde gestiftet von:

Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.
2007 gegründet, ist die DGNB heute mit über 2.000 Mitgliedsorganisationen Europas größtes Netzwerk für nachhaltiges Bauen. Ziel des Vereins ist es, Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu fördern und im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu verankern. Mit dem DGNB Zertifizierungssystem hat die unabhängige Non-Profit-Organisation ein Planungs- und Optimierungstool zur Bewertung nachhaltiger Gebäude, Innenräume und Quartiere entwickelt, das dabei hilft, die reale Nachhaltigkeit in Bauprojekten zu erhöhen. Dabei fußt das DGNB System auf einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis, das die Umwelt, den Menschen und die Wirtschaftlichkeit gleichermaßen einbezieht. Über die Fort- und Weiterbildungsplattform DGNB Akademie wurden zudem bereits rund 8.000 Personen in 45 Ländern zu Experten für nachhaltiges Bauen qualifiziert.

Kontaktanfragen richten Sie bitte an: Sebastian Künzer per Mail: s.kuenzer@dgnb.de
Redaktion Wissensbaustein:
Henny Müller, Susanne Tamborini-Liebenberg