Schad- und Risikostoffe

Veröffentlicht am 10.08.2023
Dieses Wissen wurde gestiftet von:
Building Material Scout
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.
Kuratiert von Dr. Anna Braune

In vielen Bauprodukten stecken Inhaltsstoffe, die bei der Herstellung, der Verarbeitung und/oder der späteren Nutzung gesundheits- oder umweltgefährdend sind. Die DGNB hat in langjähriger Zusammenarbeit mit Baubiologen differenzierte Produktanforderungen erarbeitet, die Ihnen volle Planungsfreiheit lassen und wirtschaftlich sind in der Umsetzung.

Hintergrundwissen

Das Thema Schad- und Risikostoffe ist nicht trivial und oftmals fehlt die erforderliche Transparenz. Hinzu kommt die Herausforderung, dass ein Produkt im Baubereich nur in seinem Gesamtkontext, d.h. im eingebauten Zustand und in den Wechselwirkungen mit anderen Produkten und Einflüssen bewertet werden sollte.

„Es kommt stets darauf an, welches Produkt in welchen Mengen und für welchen Zweck verwendet wird.“

Ein Teppich beispielsweise, der aufgrund seiner ökologischen Produktionsweise als besonders nachhaltig gilt, ist dies nicht mehr, sobald er mit dem falschen Kleber befestigt wird. Eine Farbe kann im Außenbereich unproblematisch sein, aber im Innenbereich gesundheitsgefährdend wirken. Es kommt stets darauf an, welches Produkt in welchen Mengen und für welchen Zweck verwendet wird.

Drei-Punkte-Check im ersten Schritt

Sie sind sich nicht sicher, ob Sie gleich so tief ins Thema Schad- und Risikostoffe einsteigen sollen? Dann empfehlen wie Ihnen als ersten Schritt unseren Kurz-Check. Die drei Punkte erleichtern Ihnen den Einstieg:

Tipp

Wenn Sie es ernst meinen, überzeugen Sie Ihren Bauherren, sowohl die baubegleitende Qualitätssicherung als auch die Innenraumluftmessung nach Fertigstellung durchzuführen. Gesundheits- und Umweltschutz ist zu wichtig, als dass wir Architekten ihn nicht kontrollieren und verifizieren!

Ohne Qualitätssicherung funktioniert es nicht!
Wer bauproduktbezogenen Gesundheits- und Umweltschutz ernst nimmt, setzt auf eine Qualitätssicherung des Bau- und Ausbauprozesses auf der Baustelle durch qualifizierte Personen. Dort werden gerne Materialien verwendet, die man „gerade zur Hand“ oder sich kurzfristig irgendwoher besorgt hat. Hinzu kommt die Qualitätssicherung nach Fertigstellung: die Innenraumluftmessung vier Wochen nach Fertigstellung auf die Konzentration von gesundheitsschädigenden flüchtigen organischen Verbindungen – TVOC und Formaldehyd.

Entspricht das Produkt der „DGNB Qualitätsstufe 4“?
Es gibt heute Materialien auf dem Markt, mit denen man wirtschaftlich und mit sehr hohen Ansprüchen an die Vermeidung von Risiko- und Schadstoffen bauen kann. Profitieren Sie von den Früchten der Arbeit, die die DGNB mit Experten im Rahmen ihres Zertifizierungssystems mit den Anforderungen für die relevanten Produktgruppen erarbeitet hat. In die Anforderungen sind viele Jahre Praxiserfahrung eingeflossen. Fragen Sie den Hersteller nach der „DGNB Qualitätsstufe 4“. Bei einer positiven Antwort sind sie garantiert auf dem aktuellen Stand und auf der sicheren Seite. Sie müssen nichts weiter tun.

Das Produktlabel – ist es von der DGNB anerkannt?
Bauprodukte sind in der Regel auf Labels hin konzipiert. Aber es gilt, genau hinzuschauen. Manche Labels beinhalten Anforderungen an die Inhaltsstoffe, andere berücksichtigen die Lieferkette oder Herstellungs- und Recyclingprozesse. Um dies transparent zu machen und zugleich eine Qualitätssicherung zu bieten, hat die DGNB die Labelanerkennung ins Leben gerufen. Hier können sich Bauproduktelabels um eine Anerkennung bewerben. Die Experten der DGNB prüfen, verifizieren und ordnen die Labels hinsichtlich der Themen und Anforderungsniveaus ein. Die bisher von der DGNB anerkannten Labels finden Sie hier.

Gesunde Gebäude – wie die Herausforderung zu meistern ist
Die meisten Planenden stehen vor einer großen Herausforderung, wenn sie ihren Auftraggeberinnen und Auftraggebern sichere und gesunde Gebäude versprechen. Typischerweise stecken in einem Gebäude mehrere Hundert verschiedene Bauprodukte und Baustoffe. Nicht alle sind „gesund“.

Achtung

Formaldehyd, leichtflüchtige Kohlenwasserstoff-Verbindungen, Biozide, klassifizierte Schwermetalle und Weichmacher: Diese und weitere Schad- und Risikostoffe beinhalten viele Bauprodukte.

Bei jedem einzelnen Bauprodukt in die Details der technischen Dokumentation zu schauen und auf die Inhaltsstoffe zu achten, ist ein enormer Aufwand. Es bietet sich deshalb an, bereits bei der Planung bestimmte konstruktive Lösungen zu bevorzugen und spätestens bei der Ausschreibung klare Anforderungen an die Bauprodukte bezüglich der Schad- und Risikostoffe zu stellen. Dass in der Ausführung eine ordentliche Dokumentation schlussendlich vorliegen und übergeben werden sollte, ist ein großer Mehrwert für die Auftraggeberinnen und Auftraggeber.

Weniger Schadstoff bringt Vorteile für alle – dokumentieren Sie die Ergebnisse

Die Vorteile, auf Schad- und Risikostoffe zu verzichten oder sie zumindest zu minimieren und dies auch zu dokumentieren, liegen auf der Hand:

  • Gesundheitsschutz für die späteren Nutzerinnen und Nutzer der Gebäude und Grundlage für eine gute Innenraumluftqualität
  • Gesundheitsschutz für die Arbeiterinnen und Arbeiter auf der Baustelle
  • Gesundheitsschutz für die Arbeiterinnen und Arbeiter der Produkthersteller
  • Vermeidung der Schädigung von Flora und Fauna
  • Wegfall von teuren Sanierungs- und Umbaukosten und Reduktion des Sanierungsrisikos
  • Minimierung von Entsorgungskosten bei Umbau und Sanierung
  • Qualitätssicherung in der Bauausführung
  • Kostenoptimierte Instandhaltung
  • Steigerung des Gebäudewertes
  • Reduktion von Energiekosten und damit verbundenen Treibhausgas-Emissionen durch geringeren Lüftungsbedarf

Fazit

Das Versprechen von Gesunden Gebäuden stellt Sie als Planende vor große Herausforderungen. Es gibt transparente Standards, die Ihnen die Arbeit erleichtern. Dazu gehören die „DGNB Qualitätsstufe 4“, anerkannte Produktlabels und die oben zur Verfügung gestellten Schadstofflisten. Konzentrieren Sie sich auf die relevanten Bauprodukte. Auch das vermeidet unnötige Arbeit. Am besten ist es, Sie betrachten die typischen Bauteilgruppen und Bauteile gewerkeweise und im Kontext ihres jeweiligen Verwendungszwecks. Bevorzugen Sie konstruktive Lösungen, stellen Sie spätestens bei der Ausschreibung klare Anforderungen an die Bauprodukte bezüglich der Schad- und Risikostoffe – und dokumentieren Sie die Ergebnisse.

Weiterführende Informationen:

REACH Verordnung
Die REACH-Verordnung ist eine Verordnung der Europäischen Union, die erlassen wurde, um den Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt vor den Risiken, die durch Chemikalien entstehen können, zu verbessern und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit der chemischen Industrie der EU zu erhöhen. Sie schlägt ferner alternative Methoden zur Gefahrenbeurteilung von Stoffen vor, um die Anzahl der Tierversuche zu verringern. Grundsätzlich gilt REACH für alle chemischen Stoffe, d. h. nicht nur für die in industriellen Prozessen verwendeten, sondern auch für die im täglichen Leben vorkommenden, zum Beispiel in Reinigungsmitteln, Farben/Lacken sowie in Produkten wie Kleidung, Möbel und Elektrogeräte. Daher hat die Verordnung Auswirkungen auf die meisten Unternehmen in der gesamten EU.
Risiken für die lokale Umwelt
Das DGNB Kriterium der System Version 2023
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Hinweis: Der Building Material Scout liefert einen einfachen Zugang zu gesunden, intelligenten und nachhaltigen Materialien und Bauprodukten für alle Projektbeteiligten. Building Material Scout bewertet und strukturiert materialbezogene Informationen.
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Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.
2007 gegründet, ist die DGNB heute mit über 2.000 Mitgliedsorganisationen Europas größtes Netzwerk für nachhaltiges Bauen. Ziel des Vereins ist es, Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu fördern und im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu verankern. Mit dem DGNB Zertifizierungssystem hat die unabhängige Non-Profit-Organisation ein Planungs- und Optimierungstool zur Bewertung nachhaltiger Gebäude, Innenräume und Quartiere entwickelt, das dabei hilft, die reale Nachhaltigkeit in Bauprojekten zu erhöhen. Dabei fußt das DGNB System auf einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis, das die Umwelt, den Menschen und die Wirtschaftlichkeit gleichermaßen einbezieht. Über die Fort- und Weiterbildungsplattform DGNB Akademie wurden zudem bereits rund 8.000 Personen in 45 Ländern zu Experten für nachhaltiges Bauen qualifiziert.

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Telefon: +49 711 722322-67
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Building Material Scout liefert einen einfachen Zugang zu gesunden, intelligenten und nachhaltigen Materialien und Bauprodukten für alle Projektbeteiligten. Die umfangreichen Produktinformationen für „Green Building“-Projekte werden auf der Serviceplattform für Finanzierer, Bauherren, Projektentwickler, Architekten, Planer, Baufirmen und Betreiber gebündelt an einem Ort zur Verfügung gestellt. Building Material Scout bewertet und strukturiert materialbezogene Informationen. Über vordefinierte oder individuell anpassbare Suchmasken wird das Finden der richtigen Produkte und Materialien erleichtert. Dies spart den Nutzern Zeit und bietet Planungssicherheit!
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Redaktion Wissensbaustein:
Henny Müller, Susanne Tamborini-Liebenberg