Solar-Gründächer optimal anlegen

Veröffentlicht am 10.08.2023
Dieses Wissen wurde gestiftet von:
Dr. Gunter Mann (Diplom Biologe), Präsident des Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG), Berlin
Kuratiert von Dr. Anna Braune

Solar-Gründächer nutzen das Dach mehrfach. Sie sind eine Kombination von Photovoltaik (PV) und Dachbegrünung. Das bringt gleich mehrere Vorteile: u.a. für die Energiewende, das Regenwassermanagement oder auch die Erhaltung der Artenvielfalt. Was ist bei der Planung und dem Anlegen eines Solar-Gründachs zu beachten? Und wo liegen die Fallstricke?
Eine 4-seitige Broschüre des Bundesverbands GebäudeGrün e.V. (BuGG) gibt Ihnen wichtige Tipps für den Einstieg:

Hintergrundwissen

Um die Klimaziele zu erreichen und Versorgungssicherheit zu gewährleisten, ist es elementar, die dringend benötigten Dachflächen nicht in Konkurrenz zueinander zu stellen, sondern sie nach Möglichkeit mehrfach zu nutzen. Solar-Gründächer (Kombination Photovoltaik (PV) und Dachbegrünung) stellen eine erprobte Mehrfachnutzung dar und stehen für eine ganzheitliche Betrachtung von Energiewende, Klima- und Umweltschutz.

Tipp

(Solar-)Gründächer nutzen die Dachfläche gleich mehrfach. Sie sind eine etablierte Technologie, die schon seit Jahrzehnten in verschiedenen Varianten eingesetzt wird. Die Doppelnutzung hat Potenzial.

Dachflächen mehrfach nutzen – und die Politik?

Im Koalitionsvertrag von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP und in der Eröffnungsbilanz wird eine Solar-Pflicht für neue Gewerbedächer und eine Regelnutzung für Wohngebäude angekündigt. Dies stellt die Dachbegrünung als bereits heute genutzte und in vielen Städten vorgeschriebene Möglichkeit zur Klimaanpassung (Hitze- und Hochwasserschutz), Erhalt der Artenvielfalt und Ressourcenschonung (Schutz der Dachhaut vor Beschädigung) in Frage.

Tipp

Prüfen Sie die Fördermöglichkeiten für Dachbegrünungen und Solar-Gründächer: bei der KfW und in Ihrer Stadt/Kommune.

Vorteile von Solar-Gründächern

Dabei sprechen zahlreiche Vorteile und Synergieeffekte für Solar-Gründächer auf dafür geeigneten Flachdächern.

  • Hitzeschutz für mehr Effizienz und mehr Lebensqualität
    Solar-Gründächer heizen sich weniger auf als Dächer, auf denen nur Photovoltaikmodule stehen. Dies führt u. a. zu einem höheren Wirkungsgrad der Solarzellen. Zudem senken Solar-Gründächer die Umgebungstemperatur bzw. kühlen diese ab, binden Staub, verbessern das Mikroklima und sorgen für einen verbesserten Schallschutz. Dadurch verbessern sie die Lebensqualität für die Anwohner insbesondere bei Hitzewellen deutlich.

  • Dämmung des Gebäudes
    Ein Solar-Gründach wirkt wie eine natürliche Klimaanlage und Wärmedämmung. Der Klimatisierungs- und Wärmebedarf im Gebäude reduziert sich und es kann Energie eingespart werden.

  • Ressourcenschonung durch den Schutz der Dachabdichtung
    Bei Solar-Gründächern dient der eingebaute Gründachaufbau als Auflast für die Windsogsicherung der PV-Anlage. Dachdurchdringungen oder sonstige Eingriffe in die Dachabdichtung und Gebäudesubstanz können dann entfallen. Die Begrünung schützt das Dach zudem vor UV-Strahlung und mechanischer Beschädigung.

  • Geringer Reparatur- und Sanierungsaufwand
    Die Reparatur- und Sanierungsanfälligkeit ist im Vergleich zu Dächern mit PV-Anlagen ohne Begrünung deutlich geringer. Einer Online-Befragung des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks und Bundesverbands GebäudeGrün zufolge bedürfen Solar-Gründächer erst nach über 20 Jahren einer größeren Reparatur. Zum Vergleich: Bei PV-Dächern ist diese schon nach 10 – 15 Jahren fällig. Zudem ist die Reparatur eines PV-Dachs sehr aufwändig und kostenintensiv.

  • Schutz vor Hochwasser und Entlastung der öffentlichen Entwässerung
    Solar-Gründächer speichern Regenwasser, verzögern den Wasserabfluss und helfen insbesondere bei zunehmendem Starkregen gegen hohe Spitzenabflüsse. Dachbegrünungen speichern mindestens 40 – 50 % des Jahresniederschlags. Deshalb sind in vielen Städten Dachbegrünungen bei Flachdächern in den Bausatzungen bereits vorgeschrieben.

  • Flächeneinsparung
    Werden die Einleitbeschränkungen der Kommunen für den Regenwasserabfluss nicht über ein begrüntes Dach eingehalten, müssen andere Lösungen wie z. B. Regenwasserrückhaltebecken oder Zisternen genutzt werden. Diese benötigen weitere Flächen, die in Zeiten steigender Bodenpreise kostspielig sind. Da begrünte Dächer auch als Minderungsmaßnahme im Eingriff in die Natur angerechnet werden können, werden Ausgleichsflächen eingespart.

  • Schutz und Steigerung der Artenvielfalt (Biodiversität)
    Dachbegrünungen haben einen positiven Effekt auf die Biodiversität und helfen, den Rückgang der blütenbestäubenden Insekten zu mindern. Begrünte Dächer sind ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Die Solaranlage sorgt für unterschiedliche Licht-Schatten- sowie Feuchtigkeitsverhältnisse. Die dadurch geschaffenen abwechslungsreichen Standortbedingungen fördern zusätzlich die Artenvielfalt von Flora und Fauna

Fazit

(Solar-)Gründächer nutzen die Dachfläche mehrfach. Sie sind eine etablierte Technologie, die schon seit Jahrzehnten in verschiedenen Varianten eingesetzt wird. Die Doppelnutzung hat Potenzial. Prüfen Sie die Möglichkeiten: Über 100 Städte (> 20 000 Einwohner:innen) haben bereits eigene Förderprogramme für Gründächer aufgelegt. Städte wie Hamburg, Freiburg und Hannover fördern sogar gezielt Solar-Gründächer. Auch die KfW unterstützt Dachbegrünungen in ihren Effizienzförderprogrammen. Deutsche Firmen gehören zu den weltweiten Marktführern, installieren erprobte Systeme und arbeiten beständig an ihrer Weiterentwicklung.

Dieses Wissen wurde gestiftet von:

Dr. Gunter Mann (Diplom Biologe), Präsident des Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG), Berlin:
Zahlreiche Fachvorträge und Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und Büchern zum Thema Dach- und Fassadenbegrünung, seit 2002 Mitglied im FLL-Arbeitskreis Dachbegrünung und seit 2005 im zugehörigen Regelwerksausschuss (RWA). Ebenso Mitglied der FLL-Regelwerksauschüsse Verkehrsflächen auf Bauwerken und Fassadenbegrünung.

Kontaktanfragen richten Sie bitte an: Dr. Gunter Mann gunter.mann@bugg.de info@bugg.de www.gebaeudegruen.info
Redaktion Wissensbaustein:
Henny Müller, Susanne Tamborini-Liebenberg